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Vogelsang - Runde

An der Bundesstraße 266 zwischen Gemünd und Einruhr liegt auf der Höhe an einem Kreisverkehr, gegenüber der Zufahrt nach Vogelsang der Parkplatz „Walberhof“. Schon im 3. Jh. befand sich hier oben schon eine Römerstraße, die von Köln nach Reims führte. Die römischen Straßen wurden meistens auf langgezogenen Höhenrücken angelegt. Flusstäler kamen nur in seltenen Fällen in Frage, da die Täler sumpfig und oft überschwemmt waren. Die hier bekannteste Hofstätte an der Straße war der „Walberhof“. 799 wurde dieser Hof als „Waleburen“ genannt. Sprachforscher vermuten auf Walberhof einen lokalen Kultplatz der Walen (Walonen), einem keltischen Volksstamm. 

     Parkplatz "Walberhof"                       ehem. Flugplatzgelände                                 "Walberhof"

Hier starten wir unsere Wanderung und gehen zunächst bis zur Einfahrt zurück, wo eine Infotafel das Wichtigste unseres Standortes erläutert. Anschließend wandern wir rechts auf dem Weg vorbei an einen an den Walberhof angebauten Schuppen zu einer alten Panzerstraße. Die „Deutsche Arbeitsfront“ erwarb mit dem Bau der „NS-Ordensburg Vogelsang“ den Hof und baute auf dem Gelände vor uns einen Schulflugplatz. Militärisch genutzt wurde dieser bei dem deutschen Überfall auf die westlichen Nachbarländer sowie in der Endphase des Krieges durch amerikanische Einheiten, dann durch britische und belgische Streitkräfte.
Der Blick geht weit über die Dreiborner Höhe mit dem namensgebenden Ort. Wir halten uns jetzt rechts und sehen mit dem schwarzen Gebäude den Rest des ehemaligen Walberhofes. Der links abgehende Weg zu einem Schuppen ignorieren wir und gelangen geradeaus zur Bundesstraße. Auf der anderen Straßenseite führt uns auf der Hochfläche der Weg mit einer ausgezeichneten Rundumsicht auf das Dorf Wollseifen zu. Es wird urkundlich erstmals im 12.Jh. genannt.
Rechter Hand liegt eine offene Fläche, die von Schafen beweidet oder auch von Menschen mit schwerem Gerät gemäht wird. Erstaunlich liegt dieses Areal doch mitten im Nationalpark Eifel, in dem das Motto lautet „Natur Natur sein lassen“. Auf einer Info-Tafel mit der Überschrift „Was ist denn hier los“ wird der Umstand erklärt. Ziel sei es, im Nationalpark Eifel heimische Pflanzen- und Tierwelt wieder in ihre eigenen, ungelenkten Kreisläufe zurückzuführen. Nur ein kleiner Anteil, auf der sog. „Managermentzone“ wird aktive Pflege artenreicher Kulturbiotope dauerhaft erhalten.

          Weg nach Wollseifen                                Bunkerreste                                         Blick zur NS-Ordensburg

Links können wir noch einige Bunkerreste ausmachen, die 1939 halbkreisförmig um Wollseifen zur Sicherung der NS-Kaderschule „Ordensburg Vogelsang“ angelegt wurden. Hier befanden sich auch in den letzten Kriegsjahren Baracken in denen junge Männer nach der Musterung für einige Wochen militärisch ausgebildet wurden. Rechterhand geht der Blick auf die andere Talseite zur „Ordensburg Vogelsang“ . Dort waren es die Elitemenschen, die bis Kriegsbeginn zu Führungskräften geschult wurden.

                   Marienkapelle                                    ehem. Schulgebäude                     Informationen zu Wollseifen

Wir passieren ein kleines Kapellchen, das 1908 erbaut und 2007 von ehemaligen Wollseifenern wieder saniert wurde. Die einst hinter dem Kapellchen verlaufende„Grasmanns Jaijß“ mündete hier in die Dorfstraße, auf der wir weiter wandern und „om Dresch“ links abbiegen. Mit einem Rechtsschwenk erreichen wir die alte Schule. Die katholische Volksschule war ursprünglich zweigeschossig. Im Erdeschoß befanden sich zwei Klassenräume für die Klassen 1-4 und 5-8, im Obergeschoß die Wohnungen der Lehrpersonen. Als Wollseifen nach dem zweiten Weltkrieg als Truppenübungsplatz genutzt wurde, fiel das Obergeschoß dem Beschuss zum Opfer. In beiden Räumen erinnern Tafeln und alte Bilder sowie Texte an die Geschichte Wollseifens. Nach Kriegsende begannen die zurückgekehrten Bewohner mit dem Wiederaufbau. Aber am 18. August 1946 erteilte die britische Militärverwaltung jedoch den Räumungsbefehl für das gesamte Dorf. Innerhalb von drei Wochen mussten die ca. 550 Einwohner erneut ihr Dorf verlassen, da hier ein Truppenübungsplatz entstehen sollte. 1950 wurde das Gelände dem belgischen Militär übergeben, das das Gelände bis zum Abzug Ende 2005 als Übungsgelände nutzte. Die Einwohner konnten nie mehr zurückkehren.

Von den Bauten des einstigen Dorfes stehen noch die St. Rochus Kirche, die ehemalige Schule, ein Trafohäuschen sowie die 2007 sanierte Wegekapelle am Ortseingang. Bauernhöfe und andere Gebäude wurden bei Schießübungen und Bränden obertägig gänzlich zerstört, hier und da sind noch einige Grundmauern im Boden sichtbar. Seit der Errichtung des Nationalparks Eifel ist es aber für Wanderer zugänglich.
              Kulissenhäuser                           natürliche Rasenmäher                  Kirche Wollseifen

 Nach dem Besuch halten wir uns an der folgenden Wegekreuzung links. Hier befindet sich auch ein Haltepunkt der Planwagenkutsche. Die Kirche lassen wir zunächst noch rechts liegen und wandern zwischen den weißen Kulissenhäuser, die für den Häuserkampf dienten. Von den einmal 52 sind nach heftigen Diskussionen um den Denkmalschutz noch 21 stehen geblieben. Um die Benutzung als Toiletten und Müllkippen zu verhindern, wurden sie 2012 durch Vermauern der Türen und Fenster im Erdgeschoß ein Zugang für Besucher unterbunden. Am Ende der Straße öffnet sich ein weiter Blick über die Hochebene. Eine Schafherde zieht gerade vorüber und sorgt weiter für eine freie Landschaft. Rechts erreichen wir wieder die „Dorfstraße“, die uns zur Kirche führt.

 Die Kirche entstand 1635. Im Jahr 1665 kam der Kirchturm hinzu, der von den Belgiern nach Übungsbeschuss neu errichtet wurde.

Die Bevölkerung lebte bis ins 19.Jh. von bescheidenem Ackerbau, Schafzucht, Holzfällerei und Köhlerei. Durch den Bau der Ufttalsperre entstanden neue Arbeitsplätze und mit dem aufkommenden Fremdenverkehr ein kleiner wirtschaftlicher Aufschwung. Wollseifen bekam als erster Ort auf der Dreiborner Höhe eine elektrische Stromleitung und 1930 eine eigene Wasserleitung. Bis dahin mussten die Bewohner ihr Wasser noch am „Wollzich“ entnehmen. 

                   Wanderpfad                                          "Wollzich"                                        hinunter zum Neffgensbach

 Rechts an der Kirche vorbei erreichen wir mit einem naturnahen Pfad diesen heute abgeschiedenen Ort. Es war ein Siefen in einem kleinen Tälchen mit einer nie versiegenden Wasserquelle. Ein Wassertrog diente an der Quelle den Menschen als Viehtränke, sogar die Wäsche wurde hier bis zum Bau der Wasserleitung gewaschen. Wegen des Wassers und der geschützten Lage fanden sich früher hier zahlreiche Wölfe ein. Was vermutlich der Grund war, warum dieser Siefen „Wollsiefen“ genannt wurde, woraus später der Name „Wollseifen“ entstand. Aufgrund von Straßenbaumaßnahmen während der Zeit des Truppenübungsplatzes wurde die oberhalb der Straße gelegene Quelle umgeleitet.

 Auf der „Dorfstraße“ führt uns die Wanderung leicht bergab bis sie links wieder zum Ort abbiegt. Hier kann man auch das schon erwähnte Trafohäuschen über den Baumwipfeln noch erkennen. Von dort stoßen nun auch der „Eifelsteig“ und der „Wildnis-Trail“ zu uns, die den weiteren Weg nach Vogelsang zeigen. Leichten Schrittes geht es nun über 100m bergab ins Tal des „Neffgensbachs“. Aber nach einem Bergab folgt auch wieder ein Bergauf, sodass die nächsten Höhenmetern bis zum Rand des Vogelsanggeländes mit einiger Kraftanstrengung bewältigt werden. Hier verlassen wir zunächst die beiden Wanderwege, um einen Rundgang durch das Gelände zu machen.

1934 – 41 wurde auf dem weitläufigen Areal oberhalb der Urfttalsperre an der vorderen Bergkante des „Erpenscheids“ hin von der NSDAP die „Ordensburg Vogelsang“ angelegt mit einer monumentalen Inszenierung der Dominanz in der umgebenden Landschaft. Sie war Schulungsstätte für den Führungsnachwuchs der Partei.

         Vogelsang, Aussichtsturm                          Thingplatz                                        Blick vom "Sonnwendplatz"

Zusätzlich zu den auf Vogelsang errichteten Bauwerken waren noch weitaus größere Bauten geplant. Unter anderem sollte ein gigantisches „Haus des Wissens“ entstehen, das die vorhandenen Gebäude schon alleine mit seiner Grundfläche von 100m x 300m buchstäblich in den Schatten gestellt hätte. Zudem sollten die größten Sportstätten Europas hier entstehen. Die bereits begonnenen Bauarbeiten wurden bei Kriegsbeginn eingestellt. 

Wir wandern jetzt vorbei an den Kameradschaftshäusern von den ehemals zehn noch 8 den Krieg überstanden haben. Links unterhalb liegt der Thingplatz über einer Turn- und Schwimmhalle sowie weiteren Sportanlagen. Am Ende dieser Terrasse führt ein Fußweg bergan zum „Sonnwendplatz“ mit dem Relief des „Fackelträgers“. Es ist eine 5m hohe, martialisch-muskulöse Gestalt des nach der NS-Ideologie zu züchtenden arischen „Herrenmenschen“. Die Inschrift auf der Reliefplatte lautet, „Ihr seid die Fackelträger der Nation. Ihr tragt das Licht des Geistes voran im Kampfe für Adolf Hitler“. 

Fackelträger 

Urftseeblick

Vom Sonnwendplatz wandern wir zur nächst höheren Terrasse unterhalb des 48m hohen Turms. Der einst geplante Wasserturm bietet heute zu bestimmten Zeiten von der Aussichtsplattform einen beeindruckenden 360° Blick über den historischen Ort Vogelsang und den Nationalpark. Aber die Aussicht von der nächst höherer Terrasse ist ebenfalls einzigartig. Eine Treppe bringt uns links zu diesem herrlichen Urftsee-Panorama. Tief unten windet sich in engen Biegungen der Urftstausee, dahinter erheben sich die weiten Waldflächen des Kermeters.

                Restaurant innen                                Restaurant Außenterrasse                Rotkreuz-Friedenspfad

Bei einem kleinen Imbiss bietet auch das Panorama-Restaurant einen schönen Aussichtsplatz, drinnen wie draußen. Nach diesem Besuch wandern wir von der Terrasse die Strasse hinab und treffen wieder auf den „Eifelsteig“, der jetzt für einige Zeit unser Führer ist. Wir folgen ihm links den schmalen Bergpfad hinauf und oben rechts auf einem Grasweg. Am Ende geht es zunächst links dann sehen wir rechts einen kleinen Durchgang, der in einen romantischen Busch führt. Es ist der „Rotkreuz-Friedens-Pfad“ auf dem Wanderer Gelegenheit bekommen sich mit den Friedensbotschaften der internationalen Rotkreuz-Freiwilligen zu beschäftigen. Der idyllische Pfad endet im offenen Gelände, wo uns aus der angrenzenden Wiese große Augen einiger Alpakas mustern.

                    Ordensjunker                                  "Malekoff" Einfahrt                                   Ordensritter

Links liegt jetzt das großzügige hufeisenförmige Eingangsgebäude mit den beiden flankierenden Türmen. Der erste zeigt ein Relief eines von links nach rechts reitenden NS-Ordensjunker. Der östliche Turm, den wir nach Überschreiten der Zufahrtstraße passieren, stellt einen in Gegenrichtung reitenden mittelalterlichen Ordensritter dar.
Jetzt verlassen wir mit einem schönen Grasweg das Vogelsanggelände und folgen den Wanderlogos. Der Weg wird schmaler und führt dann steil mit einem Pfad und Treppen in Serpentinen hinunter an den Morsbach. Der Aufstieg durch den Wald ist dann moderater und bringt uns zur Aussicht „Kickley“, hoch über dem Urfttal gelegen, mit einem herrlichen Blick auf die Urft und bis Gemünd. .Nach einem weiteren kurzen Anstieg erreichen wir den Eifelblick „Modenhübel“ auf 485m. Der baumfreie Hügel bietet ein 360° Rundblick mit dem im Tal liegenden Kurort Gemünd. Es ist ein toller Platz zum Verweilen, denn dazu bieten sich zwei lustig angeordnete Sinnesliegen an.

            herrlicher Waldpfad                                Abstieg zum Morsbach                     Blick von der "Kickley"

Nach dieser entspannten Rast geht es auf das Örtchen Morsbach zu. Verlassen aber schon bald den Asphaltweg und auch den „Eifelsteig“ und wandern auf dem geradeaus verlaufenden Grasweg weiter. An der nächsten Wegekreuzung biegen wir rechts ab und wandern bergab bis zum nächsten Wirtschaftsweg, dort geht es einige Meter nach rechts und anschließend spitzwinklig auf einem angenehmen hübschen Weg hinunter in das kleine Tälchen des „Morsbachs“. Nach ca. 100m verlassen wir den breiten Weg und folgen dem Hinweis „Vogelsang“. Der nun schmale bergan steigende Pfad führt uns über eine im Frühjahr herrlich blühende Wiese. Viele verschiedene Blumen geben ein buntes Bild ab und ziehen Schmetterlinge aller Art an.

         Liegen am "Modenhübel"                   Naturpfad zum Morsbach                               Blumenwiese

Oben schauen wir noch einmal zurück zum „Modenhübel“ und zum Örtchen Morsbach. Die Zufahrtstraße nach Vogelsang wird gequert und parallel zu dieser führt links der Weg wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Es war eine informative und interessante Wanderung durch den Nationalpark Eifel, in dem die „NS Ordenburg Vogelsang“ als eines der größten Bauwerke der NS-Zeit erhalten geblieben ist.


Information: Wanderkarte 50 des Eifelvereins „Nationalpark-Karte“,

Streckenlänge: ca. 10,5 km, naturbelassene und unbefestigte Wege; Hinweisschilder, tlw. Eifelsteig

Schwierigkeit: leichte Wanderung, moderates bergauf und bergab; Auf- und Abstiege 310m

Einkehrmöglichkeit: unterwegs in Vogelsang

Dickkopffalter

GPX - Track (speichern unter)

Vogelsang.gpx (21.16KB)
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Video: Vogelsang Runde


 

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